Ich bin schon immer gerne Einzelkind. Umso mehr wundert es mich, dass das immer als Nachteil aufgefasst wird. Um das Thema spuken so wahnsinnig viele Irrtümer herum, die endlich mal korrigiert und um einen anderen Blickwinkel ergänzt werden wollen. Nämlich den des glücklichen Einzelkindes, das nichts vermisst und das nur schwer verstehen kann, warum so viele Leute sich Negatives darunter vorstellen. Hierfür nutze ich ein (leider) veraltetes Medium - den Blog im Stil einer Website. Ich hoffe, du durchschmökerst sie wie ein superspannendes Buch.


Willkommen im Kosmos der Ein-Kind-Familie. Beginnen wir deine Entdeckungsreise mit ein paar üblichen Sprüchen. "Wann kommt das Geschwisterchen?", "Es ist schöner, mit Geschwistern aufzuwachsen", "Später stehst du allein da"... Wer das behauptet, hat keine Ahnung vom Einzelkinddasein.

Bei mir persönlich spielt das Thema im Alltag keine Rolle. Ich bin noch keine Mama und will es, wenn überhaupt, frühestens mit 30 werden. Ich muss mir also nicht diese dummen Fragen anhören, wann es endlich soweit ist mit dem nächsten, und mich nicht rechtfertigen oder Diskussionen führen, ob nur 1 Kind denn geht. Ich weiß aber, dass andere das müssen und deshalb ihr Familienglück mit kleinem Kind nicht richtig genießen können oder sich lebenslang unnötig vorwerfen, ihrem Kind das megakostbare Geschwisterchen verweigert zu haben. Dabei kann ein zweites auch viel kaputt machen, was vorher gut war. Erstaunlich, dass diese Perspektive kaum Berücksichtigung findet...
Mich gruselt bei der Vorstellung, meine Eltern hätten nach mir noch ein Kind bekommen. Denn dann hätte ich es, nein, wir alle drei als Familie hätten es wahrscheinlich weniger schön, weniger leicht gehabt. Finanziell, emotional, organisatorisch. So wie es ist, ist es perfekt, bis heute und ich verdanke dem Einzelkinddasein viel Gutes. Deshalb sage ich auch: Danke Mom & Dad, ihr habt alles richtig gemacht!
Ich bin ein geplantes Einzelkind. Ein Wunschkind. Nach mir haben meine Eltern sich keins mehr gewünscht. Und ich bin stolz, dass sie sich zu diesem Komplett-Sein bekannt haben und sich nicht der Norm gebeugt, die zwei Kinder vorschreibt, erst dann sei man Familie. Da hat wohl auch die eigene Erfahrung geholfen: Beide sind nicht so eng mit ihren Geschwistern. Was sie dann als Mama & Papa dazu befähigt hat, ihrem Herzen zu folgen. Und das freut mich ehrlich für die beiden. So hatte ich eine Mama, die es liebte sich mit mir zu beschäftigen und die nicht genervt den Nachwuchs zum Spielen wegschickte, um ihre Ruhe zu haben. Die nicht arbeiten MUSSTE aus Geldgründen. Und laut ihr selbst nie das Gefühl hatte zu verzichten.
Meistens läuft das wohl anders ab und das Kind wird von den eigenen Eltern dafür bemitleidet, keine Geschwister zu haben. Womit wir bei einem weiteren Problem wären: Die Vorurteile beeinflussen auch Einzelkinder selbst in ihrem Empfinden und ihrer Wahrnehmung. Uns wird beigebracht, unseren Status als Defizit zu sehen statt als Geschenk. Wir werden daran gehindert zu erkennen, dass uns nicht nur Geschwister fehlen, sondern gerade das uns auch Schönes und Nützliches bringt. Viele lieben es eigentlich, ihre Eltern ganz für sich zu haben und keine Konkurrenz im Haus. Nur wird uns indirekt vermittelt, dass wir so nicht denken dürfen, sonst sind wir verzogen. Deshalb fehlt den meisten Einzelkindern schlicht die Dankbarkeit. Und sie sagen anderen, sie hätten lieber einen Bruder oder eine Schwester gehabt, was oft gar nicht stimmt. Damit wird diese Standard-Meinung, Geschwister wären schöner, nur immer weiter bestätigt, egal wie falsch.
Ich bin dankbar, denn wäre ich nicht als einziges Kind meiner Eltern aufgewachsen, wäre ich sicher nicht derselbe Mensch.